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stoicheia
papiertragtasche
siebdruck

auflage
signiert: 30
unsigniert: 30

partner
Galerie Stadtpark, Krems

druck
Andreas Stalzer

datum
1993

free elements

Partitur des universums: das periodensystem der elemente

Das periodensystem der elemente ist das hochkonzentrierte ergebnis unseres kulturellen bemühens, materie in ihrem innersten aufbau zu verstehen und in einem modell zu fassen. Vergleichbar ist die ökonomie dieses modells nur noch mit unserer alphanumerischen schrift, dem ABC selbst.

Das periodensystem der elemente stellt eines der hochkondensierten kernstücke unserer derzeitigen großen erzählung dar. Große erzählung: die jeweils aktuelle formelsammlung zu den fragen, die jeder kulturelle verband seit anbeginn stellt. Woher kommen wir? Wie sind wir entstanden? Was wird und was kann geschehen?

Das periodische ABC, das eins-zwei-drei der elemente, die reihe von 1 bis 118 - das ist die aktuelle beschreibung unseres umganges mit materie. Diese sequenz der elemente, wie sie in den letzten 130 jahren formuliert und ergänzt wurde, enthält die geschichte von makro- und mikrokosmos, die erkenntnisse der modernen astro- und atomphysik.

Die abfolge der elemente lässt sich zum beispiel wie ein sternentagebuch lesen: Das periodensystem enthält die eintragungen für die entstehung und entwicklung der sterne, für ihr spektakuläres wie katastrophales alter, und auch ihr ende als neugeburt in einer supernova lässt sich aus dem system herauslesen. Dieser endvariante eines sternenschicksals verdanken wir unsere existenz, weil erst in dieser phase alle schweren und auch die superschweren elemente entstehen.

Bis heute ist aber nicht wirklich geklärt, wie durch das schrittweise hinzukommen jeweils eines protons und eines elektrons in der abfolge der elemente die gesamte ungeordnete vielfalt der makro- und mikrosopischen phänomene zustande kommen kann.

Im griechischen bezeichnete das wort stoichion den buchstaben, bevor es seine doppelbedeutung erhielt und auch für die elemente (speziell für die vier elemente feuer - wasser - erde - luft) stand.
Um sie ihren schülern näher zu bringen, schnitzten die griechischen lehrer buchstaben aus elfenbein, dessen spezielle qualität das griechische als elephas, elephan (glänzend) bezeichnete. Und so benannte man die glänzenden buchstaben als stoichia elephantika, die man schließlich verkürzt nur noch als elephantikos kannte. Über elepmentum wurde im lateinischen schließlich unser elementum daraus.

Seit 130 Jahren symbolisieren wir nun mittels dieser buchstaben die nomenklatur der chemischen elemente, die nicht weiter reduzierbaren primzahlen der materie. Im anfang war das wort, das aus buchstaben besteht, und erst danach kommt alles andere.